Was'n Los Herr Bluhm?

Herr Bluhm ist nun seit einiger Zeit an der RWTH und leitet das 2. Physikalische Institut C. Wir haben ihn befragt!

Zur Person

  • Name: Bluhm
  • Vorname: Hendrik
  • 2. Physikalisches Institut C
  • Familienstand: ledig

Fragen

Was’n los: Wo kommen Sie her, und was haben Sie vorher gemacht?

Ursprünglich komme ich aus Süddeutschland und habe in Freiburg studiert. Danach war ich insgesamt 8 Jahre in den USA, wovon ich 5 Jahre in Stanford und 3 Jahre in Harvard verbracht habe.

Was’n los: Warum haben Sie sich für Aachen entschieden?

Zum einen wurde mir Amerika langweilig und zum anderen passte das Forschungsfeld in Aachen sehr gut. Aachen ist für Deutschland sehr präsent hinsichtlich des relativ neuen Forschungsfeldes des Quantencomputing.

Was’n los: Wie gefällt es Ihnen in Aachen?

Das Umfeld in Aachen ist gut und die Stadt ist sehr sympathisch.

Was’n los: Wie wurden Sie im Kreis der Professoren aufgenommen?

Generell positiv. Es gab zwar kein großes Willkommen, aber man hat sich so nach und nach kennengelernt. Das Klima in der Physik und, wo ich das besonders gut beurteilen kann, in meinem Institut ist gut.

Was’n los: Wie schwierig ist es, wissenschaftliche Mitarbeiter zu finden?

In den ersten paar Monaten war es eine Herausforderung eine neue Gruppe komplett aufzubauen. Mehr Interessenten hätten nicht geschadet, aber auch so ist die Gruppe schnell gewachsen und somit habe ich eigentlich keine Probleme mehr Mitarbeiter zu finden.

Was’n los: Was sind Ihre Lehr- und Forschungsgebiete? Wie ordnen sich diese in das bisherige Angebot ein?

Mein Hauptgebiet ist Quantencomputing mit Spezialisierung auf Spin-Qubits, woran ich schon als Postdoc gearbeitet hatte. Ein weiteres Forschungsgebiet fällt in den Bereich der Tieftemperaturfestkörperphysik, wo ich versuche durch magnetische Messungen Bilder im Mikrometerbereich zu erstellen.

Was’n los: Worin unterscheiden sich das Studium/die Studierenden heute und zu der Zeit, als Sie studiert haben?

Ich glaube die 3 Jahre Studium in Deutschland waren ziemlich ähnlich, obwohl das Studium durch Bachelor/Master heute straffer ist. Der Vergleich zwischen den USA und Deutschland ist da gravierender. Während in Deutschland das Spektrum breiter ist, wird in den USA durch die Vorauswahl der Studierenden Forschung und Lehre dynamischer, was zu einer systematischeren Arbeitsmoral, aber auch zu mehr Leistungsdruck und Stress führt. In Deutschland sind die Studierenden unabhängiger, was positiv als auch negativ sein kann. Wenn Unabhängigkeit etwa auf ein schlechtes Betreuungsverhältnis zurückzuführen ist, sinkt die Qualität der Einzelarbeiten.

Was’n los: Welche Vorlesungen haben Sie schon gehalten?

Bisher habe ich ausschließlich Spezialvorlesungen gehalten und zwar “Physik der kondensierten Materie 2″, “Physik der Nanostrukturen” und eine Vorlesung zu Hochfrequenztechnik, welche ich selber entwickelt habe. Nächstes Semester halte ich dann die Bachelorvorlesung “Experimentalphysik III”.

Was’n los: Halten Sie die Vorlesungen lieber auf deutsch oder auf englisch?

Mir als Dozent ist meine Vortragssprache egal, allerdings halte ich englischsprachige Vorlesungen im Master für sinnvoller, da später vieles wie Fachliteratur und Kommunikation in Forschung und Industrie auf englisch sein wird. Die Prüfungen sollten weiterhin in deutsch verfügbar sein.

Was’n los: Was erwarten Sie von den Studierenden heutzutage? Was fehlt Ihnen?

Ich würde mir aktivere Mitarbeit in den Vorlesungen wünschen, weil mir das Rückmeldung gibt und den Lehrbetrieb effizienter gestalten würde.

Was’n los: Wie lange haben Sie studiert?

6~Semester habe ich in Freiburg mein Vordiplom gemacht und dann in Amerika 5~Jahre eine Kombination aus Master und Promotion, ähnlich der Aufteilung hier 4~Semester Master und 6~Semester Promotion.

Was’n los: Was halten Sie vom NC?

Aus eigenem Interesse finde ich den NC erstmal gut, da er guten Nachwuchs verspricht und die maximale Förderung für die Studenten selber gewährleistet. Allerdings führt der Unterschied zwischen zulassungsbeschränkt und unbeschränkt für das selbe Fach innerhalb des selben Landes zu einem Zwei-Klassen-Studium.

Was’n los: Hatten Sie viel Freizeit während des Studiums?

Freizeit war eher wenig vorhanden und wurde im Laufe meiner Karriere immer weniger. Durch ein Ziel und die Möglichkeit der Umsetzung wird Forschung immer spannender, aber auch intensiver. Solange es mir weiterhin Spaß macht ist das aber kein Problem.

Was’n los: Welche Vorlesung würden Sie gerne mal halten?

Von den vorhandenen Vorlesungen würde sich die “Physik der kondensierten Materie 1″ anbieten. Ansonsten würde ich mal gerne eine Vorlesung zur fortgeschrittenen Datenverarbeitung anbieten.

Was’n los: Was halten Sie von Bachelor/Master?

Ich sehe einen Vorteil in der Straffung des Studiums, da der Student zügiger studiert. Manchmal wäre etwas mehr Freizeit natürlich schöner. Zwiespältig sehe ich die Bachelorarbeit: Sie ist zu kurz um sinnvoll in ein Thema einzusteigen, aber als Vorbereitung auf die Masterarbeit ist es wahrscheinlich sinnvoll, die Gruppendynamik in der Physik schon einmal kennenzulernen.

Was’n los: Wo sehen Sie Chancen/Gefahren?

Die internationale Vergleichbarkeit ist sinnvoll, aber sagt längst nicht alles aus.

Was’n los: Was halten Sie von der Verwendung der Studienbeiträge in der Physik?

Davon habe ich bisher nur am Rande mitbekommen. Viel davon fließt ins Praktikum, was ein Gewinn für das Physikstudium ist. Prinzipiell ist es gut Mittel zu haben, die es erlauben finanzielle Freiräume für Verbesserungen zu haben.

Was’n los: Was für Erfahrungen haben Sie mit Fachschaften (sowohl aus professoraler, als auch aus studentischer Sicht)?

Als Student kannte ich die Fachschaft durch das Sommerfest und die Prüfungsprotokollsammlung. Als Professor hatte ich bisher nur in Berufungskomissionen Kontaktpunkte.

Was’n los: Waren Sie mal in der stud. Selbstverwaltung aktiv?

Nein.

Vervollständigen Sie bitte die folgenden Sätze:

Was’n los: Wenn ich eine Entscheidung als Landesbildungsminister treffen dürfte, dann würde ich… … mir gut überlegen, dass es sinnvoll wäre gewisse Kompetenzen an den Bund abzugeben, damit die Finanzierung von Forschung und Lehre sinnvoller wird.

Was’n los: Als Rektor der RWTH würde ich… … die Verwaltung zu kreativen Lösungen mit externen Vorschriften ermuntern und ermutigen alteingefahrene Strukturen zu verändern.

Was’n los: Wenn ich ein Superheld wäre, dann könnte ich… … für 50% Frauenanteil in der Physik sorgen.

Was’n los: Neben der Forschung interessiere ich mich für… … angewandte Hydro- und Aerodynamik (Segeln).

Was’n los: Ich wollte schon immer mal… … nördlich des Polarkreises segeln.

Was’n los: Wenn man mich bestechen wollen würde, müsste man das mit… … viel Zeit, z.B. einem 32-Stunden-Tag.

Was’n los: Wir danken für das Gespräch.